Wenn es ein grünes Gewissen Rotenburgs gibt, dann ist Manfred Radtke ein großer Teil davon. Seit seiner Verabschiedung 2016 aus dem Stadtrat, nach fast 30-jähriger Zugehörigkeit, ist er nicht nur Stadtältester, sondern ein umso engagierterer Fachmann in Sachen Biodiversität, Umwelt- und Naturschutz, der sich zudem mit den rechtlichen Hintergründen bestens auskennt. Er ist bekannt für seine Zielstrebigkeit und dafür, dass er den Finger in die Wunden legt – ohne Rücksicht auf das eigene Ansehen. Das macht ihn in konkreten Sachfragen mitunter auch zu einem fordernden Gesprächspartner, der seinem Gegenüber alles an Fachlichkeit, Geduld und Selbstbewusstsein abverlangt.
Vornehmste Aufgabe des Landschaftswartes ist es, als Anwalt und Mittler für den Schutz unserer natürlichen Umwelt einzustehen. Im Alltag heißt dies oft eher nüchtern, sich mit einer Vielzahl an Pflege- und Entwicklungsmaßnahme von schützenswerten Wald-, Grün- und Gewässerflächen sowie Bürgerbeschwerden auseinanderzusetzen. Erst jüngst hat Roland Meyer als erster Vorsitzender des Rotenburger Nabu-Kreisverbandes treffend festgehalten: „Unsere Natur ist an vielen Stellen bedroht. Deshalb ist es ganz toll, wenn Menschen ehrenamtlich ihre Zeit, ihr Wissen und ihre Kommunikationsfähigkeit einbringen, um dagegen zu halten. Das ist bei den Landschaftswarten nach meinem Eindruck in hohem Maß der Fall“. Manfred Radtke ist hierbei nicht nur einer der erfahrenen Landschaftswarte unter den 16 im Landkreis – er ist inzwischen eine feste Institution. Unsere Stadt durfte sich bis heute glücklich schätzen, dass er sich mit seinem Fachwissen und seiner unvergleichlichen Energie zum Wohle von Natur und Mensch einsetzt.
Mit der von der CDU aus fragwürdigen Motiven unter Federfügung ihres Kreisfraktionsvorsitzenden Eike Holsten im Kreisausschuss erzwungenen Ablösung Manfred Radtkes als Landschaftswart – entgegen der Empfehlung des Fachausschusses und der Naturschutzverbände – ist heute ein erheblicher Schaden für unsere Stadt entstanden. Bereits der Vorschlagsprozess in unserer Stadt im Vorfeld ist unprofessionell verlaufen. Im Ergebnis steht mit der Abberufung Manfred Radkes ein Armutszeugnis für unsere Stadt!
Die Entscheidung des heutigen Tages hinterlässt Spuren bei allen Beteiligten. Das Verhalten der CDU konterkariert nicht nur die von ihr in unserer Stadt so oft gewünschte konstruktive Zusammenarbeit, sondern läuft auch jeder Anerkennung von Fachwissen und ehrenamtlicher Leistung zuwider. Offensichtlich sind der CDU machtpolitische Aspekte und Einzelinteressen am Ende wichtiger als ihre eigenen Grundwerte. Dieses unverantwortliche Handeln fördert vieles, nur sicherlich nicht das ehrenamtliche Engagement für unsere Stadt.
Und der Bürgermeister muss sich nun umso kritischer fragen lassen, wie die Verwaltung den Landschaftswart überhaupt bisher in ihre Arbeit eingebunden hat und zukünftig einbinden will? Zwei an sich einfache Fragen, deren Beantwortung aber bisher auffällig schwerfällt. Dies werden wir im Rahmen einer umfassenden Akteneinsicht aufklären und eine klare Regelung zur zielführenden und proaktiven Einbindung des Landschaftswartes seitens der Verwaltung einfordern. Manfred Radtke danken wir ausdrücklich für seine bisher geleistete und überregional anerkannte Arbeit und freuen uns bereits auf seine zukünftigen Impulse im Interesse unserer Stadt.